Theater der Welt Archiv

Ob das »Welttheater« dabei faßbar, erahnbar wird oder nicht, muß sich in jeder Spielzeit von Theater der Welt neu erweisen. Je größer die Freiheit und das Risiko derer, die in sechs Erdteilen nach dem erregend Neuen, nach Theater, das nicht entbehrlich ist, suchen - je größer wird die Wahrscheinlichkeit des Unwahrscheinlichen: daß in einer normalen deutschen Stadt plötzlich Welttheater geschieht. (Ivan Nagel, 1999)

Seit seiner ersten Ausgabe in Köln 1981 steht das Theater der Welt – Festival für eine internationale Theaterarbeit, die ästhetische Entwicklungen aus aller Welt sicht- und fassbar machen möchte. Dieser Kerngedanke wird seitdem immer unter Beachtung einer größtmöglichen künstlerischen Vielfalt in wechselnden Austragungsstädten und immer in Kooperation mit dort ansässigen Theatern verwirklicht. Die Festivalkuration wird bei jeder Ausgabe des Festivals an eine außenstehende Person neu vergeben. Durch diese Arbeitsweise entstehen permanent neue Wechselwirkungen zwischen den ausführenden Theatern, den jeweiligen Kurator*innen, den unterschiedlichen Spielstätten in der Festivalstadt und dem Publikum der Region und der Theaterszene.

Weiter unten finden Sie alle Programmhefte der bisherigen Festivalausgaben als PDF. Das Team der deutschen Geschäftsstelle des Internationalen Theaterinstituts arbeitet aktuell an einem ausführlichen Archiv, dass via App auf den zukünftigen Festivals sichtbar gemacht werden soll. Die erste Möglichkeit diese App live zu erleben wird auf dem kommenden Theater der Welt-Festival, unter der Programmdirektion von Stefan Schmidtke in Düsseldorf gegeben sein.

    Theater der Welt 2017 in Hamburg

    Unter der Festivalleitung von Joachim Lux und der künstlerischen Programmarbeit von Amelie Deuflhard, Sandra Küpper, Joachim Lux und András Siebold vereinte Theater der Welt 2017 in Hamburg insgesamt 45 Produktionen aus Hamburg bis Samoa, von New York bis Kairo und Damaskus, von Sydney über China bis Rio de Janeiro. Der Schwerpunkt des vom Thalia Theater in Kooperation mit Kampnagel veranstalteten Festivals lag in der Frage und den Möglichkeiten zeitgenössischer Vernetzung und globalisierter Strukturen. Der Hamburger Hafen diente hier als Untersuchungsraum und Bühne, als gigantischer Umschlagplatz für den weltweiten Verkehr von Menschen, Kulturen und Waren, ein Ort der Ankunft und des Aufbruchs. Er wurde gleichzeitig als wachsender Ort und zu entwickelndes Zentrum der Stadt für alle Hamburger*innen neu verhandelt.

    Insgesamt besuchten über 47.000 Menschen die rund 40 internationalen Produktionen, das umfangreiche Diskurs- und Begleitprogramm, die zahlreichen Musikveranstaltungen, die Vermittlungsangebote und das Festivalzentrum HAVEN auf dem Baakenhöft in der HafenCity. An von jeher durch Fluktuation geprägten Orten wie dem alten Kakaospeicher oder einem ehemaligen DDR-Kühlschiff sprachen und spielten internationale Künstler*innen, wie der Regisseur Lemi Ponifasio oder Anouk van Dijk. Die künstlerischen Arbeiten und Diskussionen während des Festivals waren geprägt von Diskursen über Themen wie bürgerliches Engagement, die Zukunft der Demokratie im Zeitalter der Hyper-Mobilität und der planetarischen Abhängigkeiten sowie die wachsende Ablehnung von Migration.

    Für Theaterschaffende in Hamburg und darüber hinaus, wurde die Zusammenarbeit zwischen Staatstheatern und internationalen Produktionshäusern als richtungsweisend für eine Öffnung von Grenzen innerhalb der Theaterlandschaft erwähnt. Als stetige Besonderheit des internationalen Festivals zeigte sich die Formen- und Stilvielfalt der internationalen Kunstschaffenden.

    Programmbuch von Theater der Welt 2017

    Theater der Welt 2014 in Mannheim

    Ausgerichtet vom Nationaltheater Mannheim, unter der Festivalleitung von Burkhard C. Kosminski (damaliger Intendant des Nationaltheaters) und Matthias Lilienthal, vereinte Theater der Welt 2014 in Mannheim rund 70 Produktionen aus u.a. Tokyo und Johannesburg, Manila und Madrid, Melbourne und São Paulo, Santiago de Chile und Moskau, sowie diversen Städten Deutschlands.

    Der inhaltliche Schwerpunkt lag in der Auseinandersetzung mit und Befragung der „Stadt der Zukunft“. Hier dienten vor allem die Begriffe des Privaten und Öffentlichen der Hinterfragung des „Exotischen“ und „Realen“ als Motor für die künstlerischen Produktionen vor Ort. Indem künstlerische und industrielle Produktionsorte aufeinandertrafen, setzten sich internationale Künstler*innen mit der lokalen Realität – Mannheim als industriell geprägte Stadt – auseinander. Formate wie X Firmen oder Hotel Shabby Shabby dienten als künstlerische Schnittstelle zwischen dem scheinbar „Fremden“ und der eigenen Realität. Eröffnet wurde das Festival mit einer Rede des amerikanischen Internet-Aktivisten Jacob Applebaum, sowie Nicolas Stemanns Uraufführung des Textes „Die Schutzbefohlenen“ von Elfriede Jelinek.

    Insgesamt besuchten über 26.000 Menschen die internationalen Produktionen und interaktiven Diskursprogramme rund um Orte wie das Schauspiel- und Opernhaus, das Probenzentrum Neckarau, den Tennisklub Grün-Weiss Mannheim und den Kunst- und Projektraum zeitraumexit.

    Programmbuch von Theater der Welt 2014

    Theater der Welt 2010 in Mühlheim an der Ruhr und Essen

    Als Teil des offiziellen Programms der Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010 richteten das Internationale Theaterinstitut, das Schauspiel Essen und das Theater an der Ruhr im Frühjahr 2010 die zwölfte Ausgabe von Theater der Welt in Mülheim und Essen aus. Unter der Programmdirektion von Frie Leysen und der der künstlerischen Doppel-Leitung der Intendanten Roberto Ciulli (Theater an der Ruhr) und Anselm Weber (Schauspiel Essen) zeigten 400 Künstler*innen aus 25 Ländern Arbeiten, die als Schnittstellen zwischen vielfältigen künstlerischen Disziplinen verstanden werden können. Künstler*innen wie William Kentridge, Lemi Ponifasio, Beatriz Catani oder Romeo Castelucci vermittelten mit ihren Arbeiten die radikale Suche nach neuen Formen und Arbeitsweisen des Theaters.
    Mit der Nutzung 18 verschiedener Spielorte und der Verortung des Festivals über beide Städte wurde der Fokus auf die individuellen Künstlerpersönlichkeiten intensiviert. Die Idee, dass nicht der gemeinsame Ort, sondern die gemeinsame Zeit Motor und Zündung für kreative und politische Theaterarbeit sein kann, stand im Vordergrund des Festivalkonzepts.
    Mit einer Auslastung von ca. 80% erwies sich Theater der Welt 2010 für Künstler*innen im Ruhrgebiet und darüber hinaus als eine Plattform des Kennenlernens und des internationalen Austauschs. Zahlreiche Berichte in regionalen und überregionalen Medien diskutierten vor allem die starke Interdisziplinarität der Produktionen und die Einbeziehung ungewöhnlicher Spielorte in Mülheim, die auch eine Einbeziehung lokalpolitischer Themen ermöglichte und die Mülheimer*innen direkt in die Programmgestaltung einband.

    Programmbuch von Theater der Welt 2010

    Theater der Welt 2008 in Halle an der Saale

    Unter der künstlerischen Leitung von Christoph Werner und Torsten Maß fand Theater der Welt 2008 in Halle an der Saale statt, dem bisher kleinsten Austragungsort in der Geschichte des Festivals. Ausgeführt von der Kulturinsel Halle und den Bühnen Halle, war die 1200-jährige Kulturgeschichte der Stadt Mittelpunkt für die drei Programmsäulen des ästhetisch-politischen Konzepts mit dem Motto „Komm! Ins Offene“, das auf einen Vers Friedrich Hölderlins verweist.

    Unter der Formel „18 Tage, 18 Spielorte, 18 Länder“ vereinte das Festival in Halle Arbeiten bekannter Regisseur*innen und Choreograph*innen aus allen Kontinenten.
    Zu den „Klassikern des Welttheaters“ zählten Arbeiten der Big Art Group (New York) oder der Compagnie Louis Brouillard (Paris), die die Stadt Halle als Forum und Bühne für die Thematisierung wachsender Probleme des 21. Jahrhunderts, wie wirtschaftliche Ausbeutung oder manipulative Strukturen wachsender Informationstechnologien, nutzten. Die „Experimente des Welttheaters“, wie die Arbeiten der Compagnie Gàara oder Bock&Vincenzi, mischten Gattungen und Formen und verschoben den Mittelpunkt der geopolitischen, sozialen und kulturellen Welt hin zu detaillierten Blicken auf Phänomene und Mikrostrukturen. Beim „Wi(e)der-Hall“ erforschten internationale Künstler*innen wie William Yang oder Daniella Lima die Geschichte der alten Hansestadt und entwickelten mit Bürger*innen vor Ort die Idee einer Bühne als Laboratorium.

    Insgesamt 56.000 Zuschauer*innen besuchten die 26 Inszenierungen aus 21 Ländern, welche von 500 Künstler*innen gestaltet wurden.

    Programmbuch von Theater der Welt 2008

    Theater der Welt 2005 in Stuttgart

    Unter der Festivaldirektion von Marie Zimmermann und dem Intendanten des ausrichtenden Staatstheaters Stuttgart, Friedrich Schirmer, fand Theater der Welt 2005 vom 16. Juni bis 10. Juli 2005 in Stuttgart statt.

    Unter dem Leitmotiv „Heimweh nach der Zukunft – Nostalgia for the Future“ lag der Fokus der Programmrecherche auf der Suche nach Themen und Ästhetiken in Osteuropa, Japan, Korea, China und Südafrika. Mit Produktionen von The Atlas Group, dem Schauspielhaus Zürich, der Handspring Puppet Company, und Forced Entertainment wurde die künstlerische Suche nach verlorenen Gewissheiten der Vergangenheit, das Echo des eigenen Verstehens und die Form des Transits als Dauerzustand repräsentiert. Regional brisante Themen wie Migration und die Zukunft der Städte wurden in spartenübergreifenden Kunstproduktionen, wir der des Fotografen A.T Schaefer, aufgegriffen. Schaefer inszenierte und dokumentierte seine Schiffreise von Stuttgart bis nach New York – und damit den Weg der Auswanderung vieler Schwaben im 19. Jahrhundert.

    Circa 50.000 Zuschauer*innen besuchten die insgesamt 295 Veranstaltungen von 31 Theaterproduktionen, 6 Ausstellungsformaten sowie weiteren Programmpunkten. 16 Spielstätten sammelten sich um das Festivalzentrum Ankerplatz am Eckensee vor dem Staatstheater.

    Programmbuch von Theater der Welt 2005

    Theater der Welt 2002 in Bonn, Köln, Duisburg und Düsseldorf

    Für die Ausrichtung des Festivals Theater der Welt 2002 vereinten sich erstmals die Städte Bonn, Düsseldorf, Duisburg und Köln zur Rheinland AG für die Förderung der kulturellen Zusammenarbeit in der Region. Unter der künstlerischen Gesamtleitung von Manfred Beilharz und der Programmkonzeption von Matthias Lilienthal zeigten über 550 Künstler*innen 41 Produktionen aus Buenos Aires, Lyon, Moskau, Peking, London und vielen anderen Orten. Ausführende Theater waren das Theater Bonn, das Düsseldorfer Schauspielhaus, das Theater Duisburg und das Schauspiel Köln. Durch die Ausrichtung auf diese vier Städte lag die Planung immer zwischen Zug und auf der Autobahn, weswegen es retrospektiv als Festival der Autobahnraststätte gilt. Insgesamt verlagerten sich die Produktionen auf 23 Spielstätten und 4 Festivalzentren quer über das Rheinland verteilt.

    Zentraler Aspekt der eingeladenen Inszenierungen war die Frage nach einer künstlerischen Auseinandersetzung mit politischen Fragestellungen. Vor allem konzeptuelle Formate wie die simultan nachgestellte Bundestagsdebatte „Deutschland 2“, die „Aktion 18“ von Christoph Schlingensief oder „x-Wohnungen“ zielten auf die soziale und politische Situation im Ruhrgebiet und in der Bundesrepublik.. Dass „Deutschland 2“ nicht wie geplant im ehemaligen Plenarsaal in Bonn stattfinden konnte, sondern vom Bundestagspräsidenten nicht genehmigt wurde, zeigt die Brisanz dieser künstlerischen Ansätze. Es wurden Arbeiten von Nadia Ross, dem Improbable Theatre, Amir Reza Koohestani und vielen anderen gezeigt.

    Insgesamt 18.000 Zuschauer*innen besuchten die 250 Veranstaltungen an 29 Spielstätten und vielen weiteren urbanen Orten. Gewünschte Auslastungen, vor allem der großen Produktionen, blieben im Vergleich zu vorigen Festivals leider aus. Gründe lagen in einem Wandel des kulturpolitischen Umfelds der Landesregierung NRW, die nach Vergabe des Festivals nur noch eine Finanzierung für eine regionale Zusammenarbeit zusichern konnte. Dennoch genügte der finanzielle Betrag nicht, um die Verteilung des Festivals auf vier statt einen Austragungsort und die damit verbundenen logistischen, werbetechnischen und organisatorischen Aufwendungen zu kompensieren.

    Programmbuch zu Theater der Welt 2002

    Theater der Welt 1999 in Berlin

    Die Begriffe „Import“ und „Export“ verhandelnd befragte und erforschte Theater der Welt 1999 in Berlin die Kraft und Wirkung von Kunst und der Idee einer Theaterarbeit als Ort zwischen Loslassen und Ankommen. Um in der dezentralen Stadtstruktur Berlins die Aufmerksamkeit für das Festivalgeschehen zu bündeln, entwarf die 15-köpfige Theatergruppe Norden unter dem Namen „Die Signalgeber“ eine theatrale und mobile Skulptur, die das Festival über den gesamten Zeitraum begleitete und deren Markenzeichen – die Flaggen des Winkalphabets der Schifffahrt – zum Wiedererkennungsmerkmal des Festivals auf öffentlichen Plätzen und insbesondere an den vielen Wasserwegen Berlins wurden. Unter der Leitung von Nele Hertling und Maria Magdalena Schwaegermann bespielten insgesamt 36 Produktionen aus 25 Ländern sowie weitere Veranstaltungen wie Diskussionen, Screenings, Performances die 24 Spielorte in Berlin und Umgebung und erreichten mit dem Programm 23.000 Interessierte. Die Idee von „erzählenden Künstler*innen“, wie zum Beispiel in den Arbeiten des Cameri Theatre of Tel Aviv, war Leitmotiv des Festivals. Vor allem der lateinamerikanische Impuls, mit Künstler*innen wie Alberto Velázques oder der Gruppe Sportivo Teatral, waren im Fokus der Auswahl für das Festival.

    Programm von Theater der Welt 1999

    Theater der Welt 1996 in Dresden

    Grundidee und Spannungspole der Konzeption von Theater der Welt 1996 in Dresden – das unter der künstlerischen Leitung von Dieter Görne, damaliger Intendant des Staatsschauspiels Dresden, und der Programmdirektion von Hannah Hurtzig erstmals in der Geschichte des Festivals an eine ostdeutsche Stadt vergeben wurde – waren Impulse und Diskurse über das „Fremde“ und das „Eigene“. Mit der Idee, „das Fremde“ eben als jenes zuzulassen, entwarf das ausführende Team von Theater der Welt 1996 ein Programm, das Verbundenheit zu Überliefertem und Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem verbinden sollte.

    An 14 alten und neu geschaffenen Spielorten in und um Dresden konnten insgesamt 29 Theaterproduktionen mit 58 Aufführungen aus 14 Ländern über vierzehn Tage die Aufmerksamkeit von 19.000 Menschen einfangen.

    Als Eckpfeiler der Festivalprogramms sind Inszenierungen aus Litauen („Drei Schwestern“), Slowenien („Babylon“), Kanada („Die sieben Ströme des Flusses Ota“) und Italien („Orestie“) zu nennen. Wegweisende Künstler*innen des Festivals waren Tomaž Pandur, Robert Lepage, Romeo Castellucci und Anne Teresa De Keersmaeker.

    Programmbuch von Theater der Welt 1996

    Theater der Welt 1993 in München

    Unter der Programmdirektion von Renate Klett und der Mitwirkung der ausführenden Theater, mit ihren Intendanten – Günther Beelitz (Bayrisches Staatsschauspiel, heute: Residenztheater) und Dieter Dorn (Münchner Kammerspiele), die mit je einer eigenen Koproduktion aufwarteten - wurde bewusst kein festgesetztes Motto oder Konzept für die Durchführung des Festivals 1993 in München gewählt. Mit der Idee, Unbekanntes wie Anerkanntes gleichermaßen zu zeigen, wurden insgesamt 20 Gruppen aus 12 Ländern für die 17 Festivaltage eingeladen. Tragende künstlerische Säulen waren die Inszenierungen „L’homme qui“ von Peter Brook, „La baruffe chiozotte“ von Giorgio Strehler und „John Gabriel Borkman“ von Luc Bondy. Das erste Mal waren im Rahmen des Festivals in Europa William Kentridge und die Hand Spring Puppet Company aus Johannesburg zu sehen.

    Neben dem Residenztheater und den Kammerspielen wurden im Zuge des Festivals sechs weitere Theaterräume bespielt, wobei das ehemalige Elektrizitätswerk und heute weithin bekannte Kulturzentrum Muffatwerk zum ersten Mal als Spiel- und Veranstaltungsort genutzt wurden.

    Das Festival erfreute sich an 30.000 Besucher*innen und wurde vielseitig in der nationalen wie internationalen Presse in seiner thematischen und geographischen Vielfältigkeit besprochen.

    Programm von Theater der Welt 1993

    Theater der Welt 1991 in Essen

    Als kulturpolitisch Zeichen setzende Entscheidung erwies sich die Wahl des Austragungsorts für die fünfte Ausgabe von Theater der Welt, die 1991 ausgeführt wurde. Fernab der bis dato üblichen Metropolen zog das Festival in die Ruhrstadt Essen, welche somit zum ersten Mal überhaupt ein Festival ausrichtete.

    Unter dem Titel „Theater-Wege in die Zukunft“ verfolgten Schauspieldirektor Hansgünther Heyme und Festivalleiter Börries von Liebermann die Förderung interdisziplinärer Arbeitsprozesse, aber auch die Befragung konventioneller Spielorte und Spielweisen. Insgesamt 15 Orte in und um Essen wurden während der gesamten Festivallaufzeit mit über 40 Produktionen bespielt und erhielten Besuch von rund 28.000 Interessierten.

    Im Gegensatz zu anderen Festivalausgaben erwies sich die starke dramaturgische Linie, die 1991 am ausrichtenden Haus Theater und Philharmonie Essen verfolgt wurde, als besonderes Merkmal. Bewusst wurden teilweise zwei Produktionen aus demselben Land eingeladen, um so ein tieferes Verständnis für dessen Theaterkultur und Zusammenhänge herzustellen. Neben einer Hommage des Burgtheaters Wien an den zwei Jahre zuvor verstorbenen Thomas Bernhard lagen die Schwerpunkte im internationalen Tanztheater – eingeladen waren unter anderem Laurie Booth & Company oder die Sumie Yoney Dance Company – und Theater aus Lateinamerika mit Arbeiten der Grupo Theja oder dem Teatro Buendia. Auch der Fall der Mauer – kaum 2 Jahre zuvor – spielte durch Inszenierungen des Schauspiel Essens oder des Grips Theater eine wesentliche Rolle in den Programmpunkten des Festivals.

    Programmbuch von Theater der Welt 1991

    Theater der Welt 1989 in Hamburg

    Vom 16.6. bis 2.7.1989 fand die vierte Ausgabe des Festivals Theater der Welt in Hamburg unter der künstlerischen Leitung von Jürgen Flimm, Leiter des Thalia Theaters, und Renate Klett statt. An durchgängig 17 Festivaltagen wurden den 37.000 Besucher*innen über 30 Produktionen an 8 Spielorten in Hamburg gezeigt. Eine eigene Reihe „Glasnost Theater“ mit Produktionen aus der ehemaligen Sowjetunion und der DDR (u.a.„Brüder und Schwestern“ des Leningrader Maly Dramatitscheskij Theaters, „Der Lohndrücker“ von Heiner Müller aus Ost-Berlin, „Übergangsgesellschaft“ von Volker Braun aus Dresden, „Sponsai – Erinnern, ein Sommernachtstraum“ der Gruppe Zinnober , ebenfalls aus Ost-Berlin) versuchte die theatrale Annäherung an die politischen Umwälzungen der Perestroika. Unter den Motti „Avantgarde Theater“ und „Die fünf Erdteile“ waren weitere Produktionen aus Italien, USA, den Niederlanden, Frankreich, Schweden, China, Südafrika zu sehen.

    Das Gastspiel des Volkskunsttheaters Shanghai musste wenige Tage vor dem Auftritt abgesagt werden – nach dem Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens hatten die chinesischen Behörden keine Visa erteilt. Die Vorstellung wurde mit Hamburger Schauspieler*innen nachgespielt und der Kartenerlös gespendet.

    Programmbuch von Theater der Welt 1989

    Theater der Welt 1987 in Stuttgart

    Mit den Schwerpunkt setzenden Programmsäulen „Theater aus den USA“, „Theater aus Japan“, dem „internationalen Programm“ und einer „Tanzreihe“ fand die dritte Ausgabe von Theater der Welt im Juni 1987 in Stuttgart statt. Unter der Direktion von Thomas Petz, Renate Klett, Wolfram Kremer und dem ausführenden Theater Staatsschauspiel Stuttgart, in der Leitung von Prof. Wolfgang Gönnenwein gastierten Gruppen und Künstler*innen wie das Squat Theatre aus New York, Kazuo Ohno aus Japan oder Michael Clark aus London auf den Stuttgarter Bühnen. Diese und weitere der 39 Arbeiten galten als Beispiele für bahnbrechende Theaterformen, in denen sich Verbindungen aus Wort, Musik und Tanz ständig neu zusammensetzen. Produktionen wie „Cerceau“ des Taganka Theaters oder „Linie 1“ des Grips Theaters erweiterten diesen formästhetischen Diskurs mit inhaltlichen Auseinandersetzungen über Form, Entstehung und Entwicklung von Gemeinschaft. In Presse und Öffentlichkeit erschienen zahlreiche Artikel und Beiträge, die vor allem die große spielerische Emphase und die harsche Gesellschaftskritik der Schauspielproduktionen besprachen und lobten. Bei dieser ersten Festivalausgabe in Stuttgart zeigte sich mit fast 35.000 verkauften Karten eine hohe Auslastung fast aller Produktionen und ein großes Interesse an allen Veranstaltungen des Haupt- und Begleitprogramms.

    Programm von Theater der Welt 1987https://www.iti-germany.de/fileadmin/PDF/TdW/Theater_der_Welt_1987_Spielplan_web.pdf

    Theater der Welt 1985 in Frankfurt am Main

    Die im Jahr 1985 in Frankfurt ausgerichtete Festivalausgabe von Theater der Welt vertrat die Idee einer Theaterarbeit als Gegenpol zu einer fortschreitenden Technisierung des Lebens durch die neuen Medien. Das Festival legte mit den 29 gezeigten Produktionen insbesondere großen Wert auf die Nichtreproduzierbarkeit theatraler Live-Events. Die Durchführung lag bei der Gesellschaft für die Frankfurter Kunsthalle in der Schirn, mit Christoph Vitali als Geschäftsführer und ersten Direktor. Die Programmkonzeption des Festivals übernahm Thomas Petz. Es wurden Inszenierungen und Performances eingeladen, deren Arbeit vom Willen zur Konzeption geprägt war und ist - Theater also von jenen, die erkennbare, überprüfbare Haltungen in ihrer Theaterarbeit vorwiesen. Nichts Beliebiges, nichts Zufälliges sollte darunter sein, nichts Austauschbares oder Verwechselbares. Eingeladene Künstler*innen, die diesem Anspruch gerecht wurden, waren zum Beispiel Peter Brooks, Robert Wilson, und das Squat Theatre. Mit der Gruppe Rosas von Anne Teresa de Keersmaeker zeigt sich ein weiterer Schwerpunkt des Festivals – das flämische Theater.

    Programm von Theater der Welt 1985

    Theater der Welt 1981 in Köln

    Die erste Ausgabe des von Ivan Nagel gegründeten Festivals Theater der Welt fand unter seiner Leitung und der künstlerischen Direktion von Jürgen Flimm 1981 in Köln statt. Insgesamt 10 Spielorte sammelten sich rund um das Festivalzentrum am Neumarkt. Das dort aufgebaute Spiegelzelt aus dem Jahre 1920 diente als Treffpunkt für Künstler*innen und Publikum, als Informationsort, Podium, Pressezentrum und wurde nach dem offiziellen Programm mit dem Nachtprogramm bespielt.

    Absichtlich wurde im Unterschied zum Vorgängerfestival Theater der Nationen auf die Aufführung nationaler oder regionaler Repräsentanzbeiträge verzichtet. Der Fokus lag auf einzelnen hervorragenden künstlerischen Produktionen. Unter den insgesamt 44 Produktionen wurde mit Gastspielen von u.a dem New Yorker Squat Theatre, dem Het Werktheater oder dem Sanskrit Theater Kutiyattam die Idee vertreten, dass das westdeutsche Theater kein reines „Selbstversorgertheater“ sein könne, sondern Kontakte zu anderen Spielästhetiken und anderen Theaterdenker*innen benötigt. Mit der Einladung des Tanztheater Wuppertal von Pina Bausch, das sämtliche ihrer Stücke aufführte, und der Repräsentation der „tanzenden Derwische“ aus Istanbul wurde der Fokus auf eine neue Körperlichkeit in den darstellenden Künsten gelegt, die sich nicht mehr ausschließlich auf festgelegte Texte konzentrierte.

    Besondere Aufmerksamkeit der Presse bekam die der Auftaktinszenierung „Das Geheimnis der 11.000 Jungfrauen oder Tränen lügen nicht“ in der Regie von Jérôme Savary.

    Programm von Theater der Welt 1981

    Theater der Nationen 1979 in Hamburg

    Aus dem Programmheft: Theater der Nationen 1979 will den Hamburgern und ihren Gästen vor Augen führen, was Theater in unserer Zeit sein und was es — in seinen verschiedenen Erscheinungsformen und vor unterschiedlichem Publikum — bewirken kann. Für die Theater unserer Stadt und für die freien Gruppen, die hier arbeiten, ist dieses Welt-Theater-Treffen eine Herausforderung; eine Herausforderung, den jeweils eigenen Standort und dasErreichte zu überdenken. Eine Stadt wie Hamburg, die den Anspruch erhebt, eine Kultur­metropole zu sein, braucht derlei Denkanstöße - die Theatermacher ebenso wie das Publikum. „Theater der Nationen 1979“ wird nicht nur im Stadt­zentrum und an den traditionellen Spielstätten stattfinden. Ein Großteil des Programms soll in den Außenbezirken der Stadt, in den Stadtteilen, und an unkonventionellen Orten angeboten werden: in Ein­kaufszentren, in Schulen, in Kommunikations­zentren, aufStraßen und Plätzen. Das „Norddeutsche Theatertreffen“ ist mit seinen Aufführungen, Experimenten und Workshops dem Thema „Theater vor Ort“ gewidmet. Den an diesem Programm be­teiligten in- und ausländischen Gruppen geht es darum, die Bürger in den Stadtteilen durch das Medium zu neuen Formen zwischenmenschlicher Kommunikation anzuregen. Der Hamburger Senat, der das Thema „Stadtteilkultur“ zum kulturpoliti­schen Schwerpunkt dieser Legislaturperiode erklärt hat, wird insbesondere die Theaterarbeit vor Ort mit besonderem Interesse verfolgen.

    Programmbuch von Theater der Nationen 1979