Anlässlich des Welttheatertages verlieh das deutsche ITI-Zentrum von 1985 bis 2015 einen "Preis zum Welttheatertag" als Ehrenpreis an Künstler*innen und Institutionen, deren Theaterarbeit als Lebenswerk in herausragender Weise international wirkt.
Seit 2016 wird er als "Preis des Internationalen Theaterinstituts" zur Würdigung und Unterstützung der internationalen Arbeit jüngerer Künstler*innen vergeben, seit 2017 ist er dotiert.
![]() |
Jetse Batelaan erhält 2020 den Preis des Internationalen Theaterinstituts (ITI). Diese Auswahlentscheidung hat der ITI-Vorstand nach einer Umfrage unter den Mitgliedern des deutschen Zentrums getroffen. Damit wird der Preis, seinen Vorläufer, den „Preis zum Welttheatertag“ eingeschlossen, zum zweiten Mal seit 1985 im Bereich Kinder- und Jugendtheater vergeben. 1999 wurde der Gründer und langjährige Leiter des Berliner GRIPS-Theaters, Volker Ludwig, ausgezeichnet.
Batelaan, seit 2013 künstlerischer Leiter des Theater Artemis, wird aktuell zu den unkonventionellsten Protagonist*innen einer neuen Generation von Theaterschaffenden in Europa gezählt; gerühmt werden seine Inszenierungen für ihre starke Bildsprache, ihre überbordende Phantasie und ihre absurde Komik. Seine Arbeiten bewegen sich meist jenseits der Grenzen des Genres und richten sich gleichermaßen an Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
Der ITI-Preisträger 2020, dem 2019 der Silberne Löwe der Biennale Venedig in der Kategorie Theater zugesprochen wurde, ist auch in Deutschland kein Unbekannter. Allein während der letzten zehn Jahre war er u.a. beim Festival Theaterformen in Braunschweig (2010) mit „Der erhobene Zeigefinger“ und in Hannover (2011) mit „Toneel“ vertreten; das tanzhaus nrw brachte 2015 „Wenn Du nur schnell genug rennst …“ auf die Bühne; im Theaterhaus Jena produzierte Batelaan im Jahr 2018 das Stück „Vorstellung in der hoffentlich nichts passiert“; für die „Frankfurter Positionen“ und die Ruhrtriennale erarbeitete er unlängst „(......) Ein Stück, dem es scheißegal ist, dass sein Titel vage ist“, eine Koproduktion des Theater Artemis mit dem Künstlerhaus Mousonturm in Frankfurt am Main, an dem Jetse Batelaan assoziierter Künstler ist.
Batelaan wird – dies ist zum ersten Mal Teil der Auszeichnung – mit einer Arbeit zum ITI-Festival Theater der Welt in Düsseldorf 2020 eingeladen.
Jetse Batelaan arbeitete nach Abschluss seiner Ausbildung an der Academy of Theatre and Dance in Amsterdam 2003 zunächst als freier Künstler und führte u.a. Regie bei der Theatergroep Max. in Rotterdam. 2009 bis 2013 war er als Regisseur am Ro Theater in Rotterdam, als Leiter von Artemis arbeitet er regelmäßig mit Theaterkollektiven wie De Warme Winkel in Amsterdam und Het Zuidelijk Toneel in Tilburg zusammen.
Rising Stars: Seinen Preis verleiht das deutsche ITI- Zentrum seit 2016 Künstler*innen insbesondere zur Würdigung und Unterstützung ihrer begonnenen internationalen Arbeit. Preisträger*innen 2019 sind das Ensemble von „Mittelreich“ und seine Regisseurin Anta Helena Recke, die Jahre zuvor wurden Viktor Bodó (2018), Yael Ronen (2017) und Milo Rau (2016) ausgezeichnet.
![]() |
Anta Helena Recke ist eine deutsch-senegalesische Künstlerin und arbeitete am Berliner Grips Theater im Bereich Theaterpädagogik, bevor sie das Studium der Szenischen Künste an der Universität Hildesheim aufnahm. In dessen Verlauf realisierte sie verschiedene transdisziplinäre Performances und musik-kuratorische Projekte. In der sogenannten freien Szene arbeitete sie als Performerin und Assistentin u.a. mit Gintersdorfer/Klaßen und Ana Borralho & João Galante zusammen, in der Spielzeit 2015 - 17 war sie Regieassistentin an den Münchner Kammerspielen, wo sie u. a. mit Susanne Kennedy und Philippe Quesne zusammenarbeitete.
Ihre Arbeiten, Konzeptkunst in der Form von Aufführungen, beschäftigen sich mit der Markierung und Nichtwiederholung von Normativität und dem Ziel, für das Publikum Erfahrungsräume zu konstruieren, die es sonst nicht betreten würde. Sie arbeitet(e) in verschiedenen Konstellationen als Regisseurin, Dramaturgin und in anderen Funktionen, u.a. mit Daniel Cremer, Khoikonnexion & KANTE, Jeremy Nedd, Schwabinggradballett, Joana Tischkau, Julian Warner. Dabei ist sie sowohl in der Freien Szene als auch am Stadttheater tätig.
In der Kritiker*innenumfrage von Theater heute wurde Anta Helena Recke zur Nachwuchskünstlerin des Jahres 2018 gewählt. Ihre in Zusammenarbeit mit Julia*n Meding im Rahmen der treibstoff-Theatertage Basel 2015 entwickelte Performance „Lovepiece“ wurde u.a. zum Auawirleben - Festival nach Bern eingeladen. 2019 touren Recke / Meding mit ihrer neuen, an den Berliner sophiensaelen entstandenen Arbeit „Angstpiece“. Anta Helena Recke’s Inszenierung „Mittelreich“, die 2017 an den Münchner Kammerspielen Premiere hatte, war im Jahr 2018 beim radikal jung Festival vertreten und als eine der zehn bemerkenswertesten Inszenierungen des Jahres auch beim Berliner Theatertreffen.
Die Preisverleihung fand am 09. Dezember in den Münchner Kammerspielen statt.
![]() |
MITTELREICH
Musiktheater nach dem Roman von Josef Bierbichler nach der Inszenierung von Anna-Sophie Mahler
Yosemeh Adjei
hat ghanaische Wurzeln. Er wurde als Windsbacher Sängerknabe „groß” und wirkte schon im Alter von zehn Jahren an zahlreichen Schallplatten- und Fernsehproduktionen sowie Konzerttourneen mit. Sein Studium absolvierte er in Köln bei Prof. Kai Wessel, wobei er sich auch von Andreas Scholl, Frieder Lang, Klaus Giersch und Thomas Quasthoff musikalisch inspirieren ließ. Er sang einige Partien von Britten und Telemann am Staatstheater am Gärtnerplatz in München und war bei den Schwetzinger Festspielen 2009 mit großem Erfolg in der Titelpartie der Händeloper „Ezio“ zu erleben, die er 2010 an der Oper Bonn wiederholte. Er gastiert bei zahlreichen Festspielen und ist häufig Gast im MDR sowie dem Brandenburgischen und Fränkischen Musiksommer. Ein Höhepunkt 2014 war die „Brockes Passion“ im Bachfest Leipzig mit Christopher Hogwoods. Er singt regelmäßig mit namhaften Barockensembles wie der Batzdorfer Hofkapelle, z.B. in einer Produktion der Hasse Oper „Cleofide“ bei den Handelfestspielen in Halle unter Michael Hofstatter oder einer konzertanten Aufführung von Jean Baptiste Lullys Oper „Phaeton“ in Dresden sowie dem Hassler Consort unter Franz Raml als Riccardo Primo in Händels gleichnamigen Oper in der diesjahrigen Produktion des Theaters in Ulm. Einige CD Produktionen, u.a. „Messias“ mit den Regensburger Domspatzen, und Rundfunkaufnahmen mit den Orchestern des WDR in Köln, des NDR in Hannover sowie der Saarländische Rundfunk und der SWR Stuttgart dokumentieren sein musikalisches Schaffen durch zahlreiche Epochen.
Victor Asamoah
wurde 1968 in West-Berlin geboren und wuchs in Afrika und Deutschland auf. Von 1986 bis 1991 spielte er im Hochleistungsbereich Fußball. In der Zeit von 1991 bis 1998 folgten ein naturwissenschaftliches Studium und die Schauspielausbildung in Berlin. Nach erfolgreichem Abschluss arbeitete er als Schauspieler für Film und Fernsehen, als Musiker und als Synchronsprecher mit Wohnsitz in Berlin und München. Von 2006 bis 2011 wirkte er am Bayerischen Staatsschauspiel im Residenztheater München unter Dieter Dorn mit. 2006 wurde zudem sein erstes und bis jetzt einziges Album „Black or Blond“ veröffentlicht. In der Zeit von 2007 bis 2010 besuchte er die Sportschule und erwarb die Fußball-Trainerlizenz des DFB in Köln. Aktuell lebt Victor Asamoah in München und ist als Bühnen- und Filmschauspieler in deutschen und internationalen Produktionen zu sehen und als Synchronsprecher für Film und Fernsehen sowie als Sprecher beim Rundfunk tätig.
Jan Burkamp
spielt seit seinem 6. Lebensjahr Schlagzeug und Percussion. Er war Preisträger des Bundeswettbewerbs Jugend Musiziert und Mitglied im Niedersächsischen Landesjugendorchester sowie im Bundesjugendorchester, bevor er 1996 nach Berlin ging, um dort Ethnologie zu studieren und als Drummer und Percussionist in unterschiedlichen Bands und Ensembles zu arbeiten. Seit seinem Studienabschluss an der Freien Universität Berlin ist er aus Liebe zur Musik in erster Linie Drummer geblieben und teilt Bühne und Studio dabei mit Acts wie Jazzanova live, SEEED, Nicola Rost (LAING), Francesco Wilking (Die Höchste Eisenbahn), Lisa Bassenge (Micatone) oder der Blue Man Group.
Romy Camerun
ist Jazzsängerin und Pianistin, die mit einigen namhaften Jazzgrössen wie Clark Terry, Tony Lakatos, Till Brönner aufgetreten ist. Ihre jüngste CD „Romy Camerun live“ ist auf ihrer Website erhältlich. Im Theater wirkte sie u.a. in Mirko Borschts Inszenierung von „Die Schutzbefohlenen“ und Wajdi Mouawads „Verbrennungen“ am Goethe Theater Bremen sowie in „Der Auftrag“ am Maxim Gorki Theater Berlin mit. Romy Camerun ist Dozentin für Jazzgesang an der Folkwang Hochschule Essen, an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover und am Institut für Musik in Osnabrück.
Ernest Allan Hausmann
wurde in Hamburg geboren. Er arbeitet als freier Schauspieler u.a. am Thalia Theater, Deutschen Theater, Schauspielhaus Zürich, BE und anderen deutschsprachigen Bühnen. Er hat unter anderem mit Werner Schroeter, Fatih Akin, Nicolas Stemann gearbeitet. Im Fernsehen ist er durch die Serie „Rote Rosen“ bekannt.
Jerry Hoffmann wurde 1989 in Hamburg geboren. Er studierte Schauspiel und Regie in München, Los Angeles und Berlin. Sein Filmdebüt gab er 2010 mit der Hauptrolle Samir in dem Kinofilm „Shahada“, der im Wettbewerb der 60. Berlinale lief und und international Preise gewann. Seitdem ist Jerry Hoffmann in zahlreichen national- und international ausgezeichneten Produktionen zu sehen: so in „Hitman: Agent 47“, „Zeit der Helden“ und dem TV-Mehrteiler „Grzimek". Für seine Darstellung im Kinofilm „Heil“ wurde er auf dem Filmfest München als bester Nachwuchsschauspieler nominiert. 2013 wurde er als Talent der Berlinale ausgewählt und im selben Jahr von der Theater heute als bester Nachwuchsschauspieler für seine Rolle Amor in „Ich rufe meine Brüder“ nominiert. Sein Regiedebüt „Lilou Coleur“ läuft derzeit im Wettbewerb um die Vermächtnisstudie von Die ZEIT, dem Auswärtigen Amt und der Deutschen Filmakademie. Hoffmann arbeitete an der Volksbühne Berlin und dem Schauspielhaus Hamburg, und wurde 2014 festes Ensemblemitglied des Maxim Gorki Theaters, wo er mit Regisseuren wie Sebastian Nübling, Yael Ronen und Rene Pollesch zusammenarbeitete. 2017 moderierte er gemeinsam mit Aylin Tezel den First Steps Award und ist derzeit mit „Amelie rennt“ im Kino zu sehen.
Moses Leo
geboren 1984, ist ein deutsch-südafrikanischer Schauspieler und Performer. Seine Schauspielausbildung absolvierte er an der Filmuniversität Babelsberg „Konrad Wolf“ in Potsdam. Er arbeitete an verschiedenen deutschen Stadt- und Staatstheatern, u.a. am Theaterhaus Jena, dem Staatstheater Darmstadt, dem Ballhaus Naunynstrasse sowie dem Haus der Berliner Festspiele und dem Maxim Gorki Theater. 2010 war er in Andreas Kleinerts Ensemble Film „Barriere“, der auf der Berlinale lief, zu sehen. Er ist Teil der mehrfach preisgekrönten „Bühne für Menschenrechte“ und deren Inszenierungen der Asylmonologe und Asyldialoge. Seit einiger Zeit widmet sich Moses Leo verstärkt dem Bereich visuelle Kunst und Performance. Mit dem Künstler Robin Rhode erarbeitete er die Opernperformance „Erwartung“, die auf dem Festival Performa15 in New York City uraufgeführt wurde. Er arbeitet eng mit der Künstlerin Grada Kilomba zusammen. Für deren Video Installation „The Desire Project“ produzierte er den Soundtrack und für die Performance „Illusions“ begab er sich in die Rolle des Narcissus. Diese Werke wurden u.a. auf der 32. Biennale São Paulo und der Documenta14 in Kassel gezeigt.
Prisca Mbawala
wurde in Deutschland geboren, wuchs in Tanzania auf und lebt seit ihrer Jugend in Deutschland. Dort begann sie den Querflötenunterricht und bestand ein halbes Jahr später die Aufnahmeprüfung am Konservatorium Mannheim. Sie studierte an der Hochschule für Musik Mainz und Frankfurt a.M. Instrumentalpädagogik und an der Hochschule für Musik Mannheim Orchestermusik. Sie ist seit 1997 freischaffende Musikpädagogin und Musikerin und wirkt bevorzugt in Ensembles für neue Musik und in Crossover-Projekten mit. Sie war Musikalische Leitung und Dirigentin" bei "Mittelreich“ und ist unter anderem Mitglied (Querflötistin) beim Musik Ensemble "ViVace Più".
Isabelle Redfern
ist gebürtige Münchnerin. Nach dem Abitur am Lion-Feuchtwanger-Gymnasium besuchte sie die Schauspielschule Hannover und studierte anschließend Musik an der Universität der Künste Berlin. Daraufhin wurde sie Opernchor-Mitglied der Bayreuther Festspiele. Als Schauspielerin arbeitete sie u.a. am Thalia Theater Hamburg, der Schaubühne am Lehniner Platz Berlin, dem Schauspielhaus Zürich, Staatstheater Braunschweig, Staatstheater Hannover und am Maxim Gorki Theater Berlin. Zuletzt spielte sie die Rolle Jory im erfolgreichen „ausländischen Stück des Jahres 2016“ „Geächtet“ in 3 Inszenierungen: die deutsche Erstaufführung am Schauspielhaus Hamburg, als Vertretung am Residenztheater München, sowie seit einem Jahr in Tina Laniks Inszenierung am Burgtheater Wien. Isabelle Redfern hat ihre eigene Theater-Company MamaNoSing!, die sich Musiktheater-Produktionen mit klassischer Musik widmet. Im Fernsehen war sie vergangenes Jahr in der Bayerischen ARD romantic-comedy „Papa und die Braut aus Kuba“ in der Titelrolle zu sehen.
Miriel J. Cutiño Torres
wurde 1985 in Havanna/Kuba geboren. Ihre Ausbildung als Pianistin begann 1992 in der Musikschule „Manuel Saumell“. Dort nahm sie am Kompositionswettbewerb für Schüler teil und wurde zwei Mal mit dem zweiten Preis und einmal mit dem großen Preis ausgezeichnet. Nach der Aufnahmeprüfung studierte sie ein Jahr im Konservatorium „ENA - Escuela Nacional de Arte“. Im Oktober 2001 erfolgte ihre Einreise nach Deutschland, wo sie zuerst das Max-Joseph-Stift Gymnasium besuchte und sehr häufig in den Schülerkonzerten teilnahm. Danach besuchte sie die Karl von Linde Realschule, wo sie ihren Abschluss machte. Sie genoss privaten Klavierunterricht bei Malvina Tchijik und gelegentlich auch bei Leonid Chizhik. 2006 wurde sie von Wilfried Hiller und Eva Sindishakis in Komposition unterrichtet und ab 2008, nachdem sie die Berufsfachschule für Musik besucht hatte, studierte sie Musikerziehung mit Hauptfach Klavier Klassik und Nebenfach Fagott im Institut für Musik der Hochschule Osnabrück, wo diverse Kompositionen und Arrangements entstanden sind. Zurzeit lebt sie in München, wo sie als Klavierlehrerin, Komponistin, Pianistin und Laboraushilfe tätig ist.
Julian Warner
wurde 1985 geboren und studierte Theaterwissenschaft, Amerikanische Literaturgeschichte und Ethnologie an der LMU München. Seine erste künstlerische Forschung fand im Bereich Futurologie für das „Brand Fiction Space“ Projekt der Audi AG statt. Er kuratierte Workshops, Performances und Stadtteilprojekte für das Lothringer13 Kunstareal der Stadt München sowie Vortragsreihen in der Favorit Bar. Seit Oktober 2015 ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kulturanthropologie der Universität Göttingen. Seine Schwerpunkte sind Black Diaspora Studies, Rassismus- und Popkulturforschung. Er ist zudem Teil der künstlerischen Forschungsgesellschaft HAUPTAKTION und der Experimental-Band 1115 (Alien Transistor).
Alle Angaben lt. www.muenchner-kammerspiele.de
Das Internationale Theaterinstitut Deutschland ist ein eingetragener Verein, dessen Struktur sich aus der Mitgliedschaft, einem Vorstand, einer Präsidialposition, sowie einer in Projekten arbeitenden Geschäftsstelle zusammensetzt. Das ITI bemüht sich um eine transparente Arbeitsweise, um Transparenz in Entscheidungsprozessen sowie bezüglich der Reaktionen zu eigenen Handlungsweisen.
Die Verleihung des ITI-Preises 2019 hat eine Diskussion nach sich gezogen, deren öffentlichen Verlauf die Geschäftsstelle hier abbilden möchte.
2019 entschied das ITI, seinen jährlichen Preis an das Ensemble von „Mittelreich“ und die Regisseurin Anta Helena Recke zu verleihen. Das ITI würdigte mit dieser Auszeichnung das gesamte Ensemble und seine Regisseurin für ihre wegweisende „Schwarzkopie“ der Inszenierung „Mittelreich“ nach dem Roman von Josef Bierbichler nach der Inszenierung von Anna-Sophie Mahler. Die Entscheidung für die Verleihung des Preises erfolgt jährlich auf Vorschlag der Mitgliedschaft durch Jury-Auswahl im Vorstand des ITI. Die Preisträger*innen der vergangen Jahre sind auf dieser Seite weiter unten aufgeführt.
Am 09.12.2019 erfolgte die Verleihung des Preises in den Münchener Kammerspielen im Anschluss an die Aufführung „Die Kränkungen der Menschheit“ in der Inszenierung von Anta Helena Recke.
Die Rede zur Übergabe des Preises hielt Joachim Lux, Intendant des Thalia Theaters Hamburg und Präsident des ITI. Die Rede kann hier eingesehen werden.
Unter dem Titel: „Wachsendes Unwohlsein – Sprechen über identitätspolitische Fragen auf dem Theater“ thematisiert Joachim Lux die Frage nach Neuordnungen von Herrschaftsverhältnissen mit einem Fokus auf dem Thema Identitätspolitik.
Diese Rede hat sowohl bei einigen Geehrten als auch bei Beobachter*innen Irritationen und Widerspruch ausgelöst.
Einige Tage später veröffentlichten die Münchner Kammerspiele eine eigene Würdigung als Reaktion auf diese Rede.
Unter dem Titel: „Anlässlich der Preisverleihung des Internationalen Theaterinstituts (ITI) an Anta Helena Recke. Was man auch hätte sagen können.“ ging diese Rede auf die künstlerischen Strategien der Inszenierung ein. Sie stellt insbesondere ihre ästhetische und wahrnehmungspolitische Wirkung in den Vordergrund und würdigt die Arbeit als Referenzwerk, „das auf grundlegende Weise die exkludierenden Strukturen des Betriebssystems ,Stadttheater‘ hinterfragt.“
Es sei hier auch auf einen Artikel von Matthias Dell aufmerksam gemacht, der sich u.a. mit der Verleihung des Preises und mit der Rede von Joachim Lux auseinandersetzt.
Joachim Lux hat Anfang März 2020 seiner Rede einen Nachtrag beigefügt.
Hier, auf dieser Webseite, wird der weitere öffentliche Diskussionsprozess zur Verleihung begleitet und zugänglich gemacht. Diese Diskussion wird auch in die Mitgliedschaft, den Vorstand und das Präsidium hineingetragen. Für Hinweise und Links zu Artikeln und Darstellungen, die wir hier noch nicht verfügbar machen konnten, sind wir dankbar: info@iti-germany.de
Seit einigen Jahren findet in den Kulturinstitutionen in Deutschland ein notwendiges Umdenken zu Fragen der Diskriminierungskritik statt, das Strukturen und eigene Arbeitsweisen einschließt. Das ITI ist derzeit in einem zunächst internen und professionell begleiteten Beratungsprozess mit seinem Vorstand und der Geschäftsstelle. Es wird über Ergebnisse dieses Prozesses informieren.
Anta Helena Recke und das Ensemble von „Mittelreich“ haben für eine herausragende künstlerische Arbeit an den Münchner Kammerspielen, die eine wichtige Intervention in das deutsche (Stadt-)theatersystem darstellt, den ITI-Preis 2019 erhalten. Anta Helena Reckes Arbeit „Die Kränkungen der Menschheit“ (Uraufführung: 26.09.2019) ist zum Berliner Theatertreffen 2020 eingeladen.
2013 Henning Rischbieter
2012 Jürgen Schitthelm
2011 Dea Loher
2010 Das Regie- und Bühnenbildteam Christoph Marthaler und Anna Viebrock
2009 Jürgen Gosch
2007 Peter Konwitschny
2006 Heiner Goebbels
2005 Kurt Hübner
2004 Nele Hertling
2003 Frank Castorf
2002 Roberto Ciulli und das Theater an der Ruhr
2001 Manfred Linke und das Forum Junger Bühnenangehöriger der Berliner Festspiele
2000 Adolf Dresen
1999 Volker Ludwig
1998 Achim Freyer
1997 Gert Voss
1996 William Forsythe
1995 Siegfried Matthus
1994 Tankred Dorst
1993 Thomas Langhoff
1992 Peter Palitzsch
1991 Hans Werner Henze
1990 Pina Bausch
1989 Karl-Ernst Herrmann
1988 Die Hauptredaktion Theater und Musik des Zweiten Deutschen Fernsehens
1987 Die Mülheimer Theatertage
1986 George Tabori
1985 Klaus Michael Grüber