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NEWSLETTER DES ITI GERMANY 03/2021

 
     
 

Liebe Leser:innen,

neben der aktuellen Corona-Pandemie und den gerade aktuellen Maßnahmen und Aktionen im Theater- und Tanzbereich sowie in der Kultur überhaupt gibt es Themen und Probleme, die uns schon lange begleiten und die nun wieder mehr in den Fokus rücken müssen.

Aus diesem Grund verwundert es nicht, dass sich vor wenigen Wochen 185 lesbische, schwule, bisexuelle, queere, nicht-binäre und trans*Menschen aus der Theater- und Filmbranche öffentlich geoutet haben, um mehr Sichtbarkeit zu schaffen und zu zeigen, dass es mehr Perspektiven als nur die des heterosexuellen weißen Mittelstandes gibt. Sie kritisieren, dass es bisher als Schauspieler:in schwierig ist, mit dem Privatleben offen umzugehen, ohne mit beruflichen Konsequenzen rechnen zu müssen. Aus dem Kreis von Agent:innen, Regisseur:innen und Prouzent:innen heißt es immer wieder, dass der offene Umgang mit ihrer sexuellen und Geschlechtsidentität die Schauspieler:innen an der Verkörperung bestimmter Rollen hindert. Diesen Aussagen möchten die Schauspieler:innen klar widersprechen und fordern deshalb in ihrem Manifest die Theater- und Filmbranche dazu auf, für ein Miteinander zu stehen und die Gesellschaft in ihrer Vielfältigkeit abzubilden.

Einen ähnlichen Ansatz verfolgte die Opéra national de Paris mit einer ausführlichen Diversitätsstudie. Ausgelöst wurde diese im Sommer 2020 durch ein Manifest "über die Rassenfrage an der Pariser Nationaloper", das elf PoC Mitarbeiter:innen des Hauses schrieben und 300 der 1.500 Angestellten des Hauses mitunterzeichneten. Die Studie beinhaltet drei große Kapitel. Im ersten geht es um den Umgang mit rassistischen Rollenbildern in kanonischen Werken und Praktiken in Ballett und Oper. Im zweiten und dritten wird die Frage behandelt, wie die Mitarbeiter:innenschaft diverser werden könnte und welche Rolle die allgemeine Einstellungspolitik sowie die Ausbildung dabei spielt. Die Ergebnisse der Studie sind seit 8. Februar auf der Website der Oper nachzulesen.

Diese Studie wie auch das Coming-Out der Schauspieler:innen unterstreichen die Notwendigkeit des Öffentlich-Machens bestimmter Themen in der Kulturlandschaft und lassen hoffen, dass die Diversität in Zukunft weiter gefördert statt ausgebremst wird.

 Ihre Redaktion

 
     
   
     
 

NEWS ZUM ITI, PROJEKTE UND KULTURPOLITISCHE THEMEN

22. Internationale Werkstatt Mülheim "Theater übersetzen" und Mülheimer Stückepreise 2021

Wie schon in vorangegangenen Newslettern angekündigt, lädt das ITI zusammen mit den Mülheimer Theatertagen "Stücke 2021" und mit Unterstützung des Goethe-Instituts vom 21. bis 30. Mai 2021 Übersetzer:innen deutschsprachiger Dramatik zu einer Werkstatt ein.

Nun stehen die Teilnehmenden fest. Mit dabei sind in diesem Jahr Übersetzer:innen aus Indien, Mazedonien, Uruguay, Portugal, Armenien, Tschechien, Frankreich und Russland. Die Teilnehmer:innen werden an den für die 46. Mülheimer Theatertage nominierten Stücken arbeiten.

Um den mit 15.000 Euro dotierten Dramatiker:innenpreis konkurrieren sieben Autor:innen, darunter Sibylle Berg mit „Und sicher ist mit mir die Welt verschwunden“ und Thomas Freyer mit „Stummes Land“. Für den ebenfalls mit 15.000€ dotierten KinderStücke Preis sind weitere fünf Autor:innen nominiert, darunter Dea Loher mit „Bär im Universum“ und Nino Haratischwili mit „Löwenherzen“. Hier geht es zur vollen Auflistung der Nominierten.

World Theater Day: Online Celebration

Normalerweise würde der Welttheatertag am 27. März Anlass zu Feiern und Aktionen geben. Aufgrund der anhaltenden Situation organisiert das Generalsekretariat des ITI statt einer zentralen Botschaft und einer repräsentativen Feier an einem gerade nicht pandemiebedingt geschlossenen Veranstaltungsort dieses Jahr ein 24-stündiges Streaming von Performance-Videos von Beiträgen der weltweiten Zentren des ITI. Durch diese gemeinsame Aktion soll ein kollektives vitales Signal eines Theaters gesetzt werden, das der Pandemie mit Kreativität trotzt. Die Videos werden ab 27.3. auf der Website des ITI stehen.

Hilfe für "Unständig" und "Kurzfristig Beschäftigte"

Auch die kurzzeitig Beschäftigten in der Kultur werden nun bei Überbrückungshilfen bedacht. Der Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Peter Altmaier, und der Bundesminister der Finanzen, Olaf Scholz, haben gemeinsam mit der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Monika Grütters, vereinbart, für den Kulturbereich ein zusätzliches Modul im Rahmen der Überbrückungshilfe III zu schaffen. Neben den Soloselbstständigen und den unständig Beschäftigten sollen auch die "kurz befristet Beschäftigten in den Darstellenden Künsten" Hilfen von bis zu 7.500 Euro für den sechsmonatigen Zeitraum Januar bis Juni 2021 beantragen können.

Deutscher Kulturrat fordert Spitzentreffen für Kultur- und Kreativwirtschaft

Beim Wirtschaftsgipfel am 16. Februar vertrat die Präsidentin des Deutschen Kulturrates, Prof. Dr. Susanne Keuchel, die Kultur- und Kreativwirtschaft.

Sie betonte die besondere Betroffenheit der Kultur- und Kreativwirtschaft von der Corona-Pandemie, was sich u.a. aus den Zahlen der Rebuilding Europe Studie 2021 ablesen lässt. Diese sieht die Kultur- und Kreativwirtschaft mit einem Umsatzverlust von 31%. Im Tourismus oder der Automobilbranche liegt dieser im Vergleich nur bei 27% bzw. 25%. Zudem gibt es für die Kultur im Moment keine echten Öffnungsperspektiven. Dabei ist die Kultur- und Kreativwirtschaft der drittgrößte Wirtschaftsbereich, der durch eine große Heterogenität, Unternehmen verschiedener Größen und unterschiedlicher künstlerischer Sparten und Gewerke gekennzeichnet ist. Prof. Dr. Keuchel forderte daher ein eigenes Format für die Branche, in dem sich den spezifischen Anliegen angenommen werden kann.

Netzwerk fordert UN-Behindertenkonventions-konforme Kulturförderung

Das Netzwerk nicht-behinderter und behinderter Tanz- und Theaterschaffenden hat in einem Offenen Brief an Kulturstaatsministerin Monika Grütters Barrieren für Künstler:innen mit Behinderung in den Neustart Kultur-Programmen kritisiert und Handlungsvorschläge gemacht. Die Kulturförderung solle kulturelle Teilhabe im Sinne der UN-Behindertenkonvention ernsthaft umsetzen.

Bereits die Förderbedingungen seien nicht barrierefrei, da sie besondere Lebens- und Arbeitsumstände behinderter Künstler:innen unberücksichtigt ließen. Auch gebe es keine Informationen zum Antrag und dem Antragsverfahren in Deutscher Gebärdensprache (DGS) / Leichter Sprache / Großer Schrift / Audiodateien. Die Unterzeichnenden fordern eine feste Verankerung der geltenden Gesetze zur kulturellen Teilhabe. Zu den Erstunterzeichnenden gehören u.a. Angela Alves, Noa Winter, Silke Stuck, Steffen Sünkel, Franziska Werner, Amelie Deuflhard, Florian Ackermann, Anna Mülter und Barbara Mundel.

Artists at Risk Connection – A Safety Guide for Artists

Wenn ein:e Künstler:in zum ersten Mal mit einem Risiko konfrontiert wird, gibt es nicht viele Wegweiser: Die Erfahrung kann unglaublich isolierend und desorientierend sein. A Safety Guide for Artists befasst sich mit Themen wie der Definition und dem Verständnis von Risiken, der Vorbereitung auf Bedrohungen, der Stärkung der digitalen Sicherheit, der Dokumentation von Verfolgung, der Suche nach Hilfe und der Erholung vom Trauma. Der Guide steht hier auf der Website zur Verfügung.

Eine Milliarde Euro mehr für NEUSTART KULTUR

Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien legt ein Anschlussprogramm für NEUSTART KULTUR auf. Dafür stellt die Bundesregierung eine weitere Milliarde Euro zur Verfügung.

In enger Abstimmung mit Kulturverbänden und Kulturfonds wurden rund 60 Teilprogramme für die verschiedenen Sparten von Kunst und Kultur entwickelt. Davon profitierten unter anderem Kinos, Museen und Theater, Musik und Literatur. Spartenübergreifend werden zudem Mittel für pandemiebedingte Investitionen und Digitalisierung zur Verfügung gestellt. Durch das Anschlussprogramm können nun nicht nur Mehrbedarfe in bestehenden Programmlinien abgedeckt werden. Es ermöglicht auch neue Förderbausteine, die an die Bedürfnisse in den unterschiedlichen Kultursparten angepasst sind.

Perform Europe – Umfrage

Perform Europe unterstützt Experimente, um das Touren von Werken der darstellenden Kunst in den Creative Europe Ländern nachhaltiger und inklusiver zu gestalten. Das letztendliche Ziel von Perform Europe ist es, ein zukünftiges Förderprogramm für grenzüberschreitende Tourneen und den digitalen Vertrieb von darstellenden Künsten zu entwickeln.

Aus diesem Grund wurde eine Umfrage gestartet, die der erste Schritt zur Gestaltung dieses Förderprogramms sein soll. Die Umfrage ist offen für Fachleute und Organisationen der darstellenden Künste, die in den Bereichen künstlerisches Schaffen, Produktion, Künstler:innenmanagement/-repräsentation oder Präsentation/Programmierung tätig sind und ihren Sitz in einem der 41 Creative Europe Länder haben.
Hier geht es zur Umfrage.

AUSSCHREIBUNGEN

HIGH FEST International Performing Arts Festival

Das International Performing Arts Festival HIGH FEST findet in diesem Jahr vom 1. bis 8. Oktober in Yerevan/Armenien statt. Die Deadline für Gruppen und Einzelkünstler:innen mit ihren Produktionen ist der 30. März. Dabei sind Bewerbungen aus dem Theater-, Tanz und Musikbereich willkommen. Das Haupt-Festival der Länder der ehemaligen UDSSR außerhalb Moskaus zählt zu den ersten 24 europäischen Festivals der EFFE-Awards 2019-2021. Die Anmeldung muss an das Yerevan State Institute of Theatre and Cinema gesendet werden.

i-portunus Architektur

Bei i-portunus läuft eine weitere Ausschreibung der Mobilitätsförderung. Diesmal ist der Bereich Architektur angesprochen. Dieser Call fördert Architekt:innen und Kulturschaffende aus dem Bereich Architektur durch eine Teilförderung der Reise- und Aufenthaltskosten in ein anderes Creative-Europe-Land mit einer Aufenthaltslänge von 7 bis 60 Tagen im Zeitraum bis 30. November 2021. Künstler:innen, die eine internationale Zusammenarbeit, eine produktionsorientierte Residenz oder eine professionelle Weiterbildung zum Ziel haben, können sich für diese Förderung hier bewerben.

Call for Applications: Master in Performing Arts

Die Danish National School of Performing Arts bietet Künstler:innen mit Visionen für den Wandel und dem Glauben an die Kunst als Antwort auf lokale und globale Herausforderungen ein Master-Programm. Es geht um die Erforschung, Erweiterung und Herausforderung der darstellenden Künste durch das Betreten eines kreativen Raums für die Künstler:innen von morgen, um neue Arbeitsweisen und neue Geschichten zu schaffen. Das Programm bietet den Raum, um ein persönliches künstlerisches Projekt zu verfolgen, Kurse und Projekte zur Vertiefung und Entwicklung der eigenen beruflichen Kompetenzen innerhalb einer der Spezialisierungen. Weitere Informationen sind hier zu finden. Bewerbungsschluss ist der 15. März 2021.

VERANSTALTUNGEN

Alexandria Nova Seminar: Time, temporality and eternity in the art of directing

Das Netzwerk von nordeuropäischen Regie-Ausbildungen Alexandria Nova organisiert ein Online-Seminar zum Thema „Time, temporality and eternity in the art of directing“ am 13./14. März 2021. Der/Die Regisseur:in setzt sich in vielerlei Hinsicht mit der Zeit in Verbindung, er/sie arbeitet mit ihr, beobachtet und erspürt sie, manipuliert und teilt sie. Der/Die Regisseur:in arbeitet mit Zeit in den Proben und leitet Prozesse, die sich über Wochen, Monate und Jahre aufbauen. Es liegt in seiner/ihrer Verantwortung, "zeitgemäß" zu sein, d.h. zu verstehen, welche Bedeutungen in einer bestimmten Zeit und einem bestimmten Kontext vorhanden sind. Diese und weiteren Themen widmet sich das Zoom-Seminar, zu dem man sich hier anmelden kann.