Liebe Leser*innen,
Nach den Landtagswahlen in Thüringen stellt man sich dort allenthalben die Frage, wie es nun weitergeht. Was der Wahlausgang für das Kunstfest Weimar bedeutet, hat sein künstlerischer Leiter, Rolf C. Hemke, selbst ITI-Mitglied, der Redaktion des ITI-Newsletters geschrieben:
Letztlich geht es uns da wie allen anderen Menschen in Thüringen - wir müssen abwarten. Die Spekulationen über die möglichen Regierungsoptionen haben nach der Wahl nicht ab- sondern zugenommen. Würde ernsthaft erwogen, mit der AfD zu reden, würde das sehr bald die Situation für Kulturschaffende in Thüringen im Ergebnis allerdings bedenklich ändern. Das Kunstfest wurde bereits am Auftaktwochenende in diesem Jahr nicht unerheblich von einer Neonazi-Demo auf dem Theaterplatz in Weimar gestört. Insoweit arbeiten wir ohnehin schon jetzt quasi Aug in Aug mit denen, gegen die wir uns mit allen - auch lauten und massiv provokanten - Mitteln der politischen, pluralistischen, inter- und multikulturellen Kunst wehren müssen. Als Kunstschaffender in Thüringen kann man sich in dieser Zeit nur als Teil einer parteiübergreifenden Bewegung zur Verteidigung unserer pluralen, demokratischen Gesellschaftsordnung sehen und entsprechend handeln.
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Die seit dem 20. September 2019 anhaltenden Proteste gegen die Regierung von Abdelfatah al-Sisi und die von ihr praktizierte Einschränkung von Meinungs- und Versammlungsfreiheit haben nach Informationen von PEN America zur Inhaftierung von über 2.000 Menschen in Ägypten geführt, darunter zahlreiche Journalist*innen und Schriftsteller*innen. In einer zu Beginn des Monats verbreiteten Erklärung von Summer Lopez, Senior Director des Free Expression Programs bei PEN America wird „die unverzügliche und bedingungslose Freilassung aller Inhaftierten und die umfassende Wiederherstellung der Menschenrechte in Ägypten“ gefordert. Zu den Inhaftierten gehört auch der Schriftsteller und Dramatiker Ezz Darwiesh, der überwiegend in Ägypten, Jordanien, Tunesien und Marokko arbeitet. Darwiesh war 2007 Preisträger des Internationalen Festivals für Experimentelles Theater in Kairo und Gast zahlreicher Festivals in der arabischen Welt und in europäischen Ländern. Mehr beim ITI Action Comittee for Artists Rights.
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| Eine Resolution gegen den Angriffskrieg der Türkei in Nordsyrien verabschiedeten die Teilnehmer*innen des 5. European ITI Regional Council bei ihrem Treffen, das am 20. und 21. Oktober 2019 im slowenischen Maribor stattfand. Koordiniert vom ITI Italien, treffen sich die europäischen Zentren alljährlich seit fünf Jahren. Neben dem Austausch über die Theatersituation in den Ländern und mit den lokalen Theatermacher*innen haben sich diese Treffen als Diskussionsforen kulturpolitischer Strategien innerhalb und außerhalb des ITI sowie für die Vorbereitung bi- und multilateraler Kooperationsprojekte bewährt. So konnten dafür in den letzten Jahren systematisch Projektfelder herausgebildet werden, in denen die Zentren ihre Aktivitäten intensiver koordinieren werden. Dazu gehören Festivals, Theaterausbildung, Künstlerrechte und Projekte der LGBT+ Communities, Übersetzungen neuer Stücke, Theater und soziale Inklusion sowie Kulturpolitik für die darstellenden Künste.
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| Im deutsch-schweizerischen Grenzgebiet trafen 170 Vertreter europäischer Kulturnetzwerke zahlreiche Künstler*innen und Aktivisten, die in nicht-urbanen Regionen wirken, zum Erfahrungsaustausch über die Rolle der Kultur in lädlichen Räumen - hier das Programm, einige Abschlussthesen lassen sich hier nachlesen. Das ITI ist gemeinsam mit der Internationalen Gesellschaft für Bildende Künste (IGBK) über ein Gemeinsames Europasekretariat Mitglied von Culture Action Europe (CAE). Eine Vielzahl von Projektvorstellungen und zahlreiche Diskussionen, die z.T. an Orten regionaler Kulturproduktion im weiteren Umkreis beider Städte stattfanden, eröffneten einen Blick auf die Diversität dessen, was ländliche Räume charakterisiert, deren Lebensrealitäten in Osteuropa oder Portugal noch immer weit von denen in Süddeutschland oder der Schweiz entfernt sind. Um hier strukturelle Benachteiligungen abzubauen müsse die Politik, so wurde gefordert, auch gerechtere Zugänge zu europäischer Kulturförderung schaffen. Ermutigende Beispiele aus verschiedenen europäischen Regionen zeigten erfolgreiche Konzepte zur kulturellen Partnerschaft zwischen Stadt und Land als Stimulationen kollektiver sozialer Gestaltungsenergien. So berichtete die bulgarische IDEAS Factory über Residenzprojekte junger Stadtkünstler*innen in abgeschiedenen Dörfern, die insbesondere als Chance gegenseitigen Lernens voneinander – auch über Generationsklüfte hinweg - und achtsamer Entwicklung einer gemeinsamen „kreativen Ökologie“ funktionieren. Bildende Künstler*innen, die ländliche Regionen als Arbeitsort gewählt haben, berichteten, wie Interessenslagen behutsam einander angenähert werden können, ohne Differenzen zu ignorieren. Drei Schwerpunktthemen wird CAE im nächsten Jahr verfolgen: 1) Kunstfreiheit und kulturelle Rechte, 2) Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Kultursektor, 3) Der Paradigmenwechsel in Wissenschaft und Bildung hin zur Einbeziehung künstlerischer Forschung. Für turnusmäßig ausscheidende Mitglieder wählte die Generalversammlung fünf neue Kandidat*innen: Burak Sayin (Trans Europe Halles, Schweden), Stefan Gies (Association Europèenne des Conservatoires, Belgien), Corinne Szteinsznaider (Michael Culture, Frankreich), Lars Ebert (H401, Niederlande) und Ines Camara (Mapa das Ideias, Portugal).
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| Der bevorstehende Brexit und die Herausforderungen für den Kunst- und Kultursektor; die im Februar 2020 anstehenden Änderungen des Schengen Visa Codes; die Probleme, die die sogenannte „Ausländersteuer“ für Künstler*innen und Veranstalter*innen mit sich bringt; …: Dies waren die wichtigsten Anliegen, die Vertreter*innen von Mobility Info Points (MIPs) (u.a. touring artists) während ihres Treffens am 14. und 15. Oktober in Brüssel diskutierten. Beraten wurden u.a. auch Strategien, auf nationale und europäische Entscheidungsträger dahingehend einzuwirken, dass internationales Arbeiten für Künstler*innen und Kulturschaffende erleichtert wird. Mobility Information Points (MIPs) sind Informationszentren und/oder Online- Portale in mehreren europäischen Ländern – und eines in den USA – die international tätige Künstler*innen und Kulturschaffende darin unterstützen, administrative Herausforderungen zu meistern. Zentrale Themen dabei sind bspw. Visa, Sozialversicherung, Steuern, Zölle etc.. Mehr über das MIP Netzwerk und die Kontakte der MIPs in unterschiedlichen Ländern hier.
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| Shanghai und Wrocław sind die beiden Pilotstädte für ein Projekt, das der ITI-Weltverband zu seinen prestigeträchtigsten zählt: Sie werden die ersten Städte sein, die vom Mai 2021 an für ein Jahr den Titel „World Performing Arts Capital“ tragen. Begleitet wird das Projekt von einem unter dem Dach der UNESCO angesiedelten Beirat, dem neben Mohamed Saif Al-Afkham und Tobias Biancone, dem Präsidenten und dem Generaldirektor des ITI-Weltverbands, auch Joachim Lux, Präsident des deutschen ITI-Zentrums, angehört. Weitere Mitglieder des Beirats sind u.a. Yvette Hardie, Präsidentin des Weltverbandes der Kinder- und Jugendtheater ASSITEJ, und Vito Minoia, der der International Association for Theatre in Prisons (IATiP) vorsitzt. Der Beirat kommt in diesen Tagen zu einer weiteren Sitzung in Paris zusammen.
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| Zwei Kooperationsprojekte mit Künstler*innen aus dem nordafrikanischen Raum bestimmen das Szenenwechsel-Programm im November. Gesammelte Geschichten, persönliche Erfahrungen und Gedanken zu Alltagssexismus und Selbstbehauptungsmechanismen gegenüber geschlechterspezifischer Gewalt haben Hana Tefrati aus Marrakesch und Shaymaa Shoukry aus Kairo unter dem Titel #youtoo zu einer Performance gebündelt. Die Uraufführung ist am 14. November, weitere Vorstellungen folgen am 15. und 16. November 2019 auf kampnagel, Hamburg. Einen ‚dialogue on difference‘ suchte Claudia Bosse (theatercombinat, Wien) mit Abdalla Daif (Kairo). Aus verschiedenen Perspektiven befragen die deutsche Regisseurin und Choreographin und der ägyptische Theatermacher und Produzent Ereignisse der Gegenwart, das eigene Lebensumfeld sowie das der/des anderen. Zu erleben am 15. und 16. November im Kosmos Theater Wien sowie am 22. und 23. November 2019 in der Vierten Welt, Berlin.
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| Anta Helena Recke und das „Mittelreich“-Ensemble, in diesem Jahr mit dem Preis des ITI ausgezeichnet, werden am 09. Dezember 2019 mit dem ihnen zugesprochenen Preis geehrt. Ort und Zeit der Preisverleihung sind die Münchner Kammerspiele im Anschluss an die Vorstellung „Die Kränkungen der Menschheit“, einer Inszenierung von Anta Helena Recke. Die Laudatio hält ITI-Präsident Joachim Lux.
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| Die politische und ökonomische Transformation der 80er und frühen 90er Jahre hatten einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der Theaterlandschaft in den ost-, mittelost- und südosteuropäischen Ländern. Die Konferenz „Theatre and Freedom“ (s. ITI-Newsletter vom 02. Oktober 2019), die vergangene Woche in Prag stattfand, versuchte hier erstmalig einen Überblick zu bieten, um die teils ähnlichen, teils jedoch grundverschiedenen Prozesse insbesondere in der Entwicklung alternativer Theaterformen in diesem Zeitraum zu ergründen. Dabei zeigte sich, dass bereits die Terminologie der "freien" darstellenden Künste für die einzelnen Regionen historisch nicht unbedingt funktioniert. Mehr als 30 Expert*innen, Theaterwissenschaftler*innen, Festivalkurator*innen, Journalist*innen und Theaterautor*innen präsentierten und diskutierten in Panels, Roundtables, und Key notes, wie und ob man diese jüngste Theatervergangenheit nun - 30 Jahre später - analysieren und einordnen kann. Die Konferenz stand im Zusammenhang mit dem Jubiläum der Samtenen Revolution von 1989 und betrachtete die Prozesse daher mit einem besonderen Schwerpunkt auf die Entwicklungen in der Tschechischen Republik.
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| Welchen Stand die Archive des freien Theaters in den Bundesländern und auf kommunaler Ebene erreicht haben und wie ihre Perspektiven sind, ist Thema eines Arbeitstreffens, zu dem die Initiative für die Archive des Freien Theaters für den 07. November 2019 nach Potsdam einlädt. Präsentiert werden Archiv-Vorhaben der freien Szene u.a. aus Berlin und Nordrhein-Westfalen; gesondert behandelt wird mit Akteur*innen aus der freien Szene bei dieser Gelegenheit zudem, wie bislang der Entwicklungsprozess in Sonderheit im Land Brandenburg verlaufen ist. Das Treffen beginnt um 11 Uhr auf dem Theaterschiff Potsdam.
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| Nach dem Themenheft „Zusammen_Wirken / Co_Laboration“ bilden inhaltliche Auseinandersetzungen im Bereich der TRANSLATION, ÜBERSETZUNG und ÜBERTITELUNG den Schwerpunkt des nächsten ITI-Jahrbuchs. Unter der redaktionellen Leitung der Übersetzerin, Übertitlerin und Dolmetscherin Yvonne Griesel nimmt das Heft aktuelle Arbeitskontexte im Bereich der Sprachvermittlung im internationalen Gegenwartstheater unter die Lupe. Gegenwärtige Tendenzen und Entwicklungen in Praxis und Theorie werden in Gesprächen und Artikeln von Theaterschaffenden und Wissenschaftler*innen aus den Bereichen Translation, Bühnenbild, Regie, Theaterleitung, Universität und weiterer Felder aufgezeigt. Neue Vermittlungsmöglichkeiten im Kontext zeitgemäßer technischer Medien sowie tagespolitische Sujets der Frage von „eigen“ und „fremd“ sind weitere Aspekte, die das kommende ITI-Jahrbuch behandelt. Die nächste Ausgabe des ITI-Jahrbuchs kommt im Frühjahr zu Theater der Welt 2020 in Düsseldorf heraus. Auch in den Folgejahren ist immer das Frühjahr der Erscheinungstermin.
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| Für das Internationale Forum im Theatertreffen 2020, das im kommenden Jahr vom 01. bis 17. Mai in Berlin stattfindet, können ab sofort Bewerbungen eingereicht werden. Der Open Call des Internationalen Forums richtet sich namentlich an theaterinteressierte, gesellschaftspolitisch engagierte Künstler*innen im Alter von bis zu 35 Jahren aus der ganzen Welt. Teilnehmer*innen erhalten ein Stipendium, mit dem die Weiterentwicklung ihrer künstlerischen Handschrift gefördert wird. Bewerbungen sind bis zum 08. Dezember 2019 möglich. Alle Infos unter Open Call Internationales Forum 2020.
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| Vom 24. bis 27. September 2020 findet am Theater Lübeck das 9. Deutsche Kinder-Theater-Fest statt. Das Fest soll dazu beitragen, der schulischen und außerschulischen Theaterarbeit als einem wichtigen Baustein der ästhetischen Bildung junger Menschen mehr bundesweite Beachtung und Anerkennung zu verschaffen. Ausgewählte Inszenierungen und eine vom Bund Deutscher Amateurtheater e.V. (BDAT) veranstaltete Fachtagung bilden das Gerüst des Festes. Um die Teilnahme bewerben können sich (bis spätestens 30. April 2020) Kindertheatergruppen aus Deutschland und dem deutschsprachigen Ausland, deren Darsteller*innen zwischen sechs und zwölf Jahren alt sind. Produktionen aus allen Sparten, auch Tanz- und Musiktheater, Puppen- und Figurentheater sind willkommen. Mehr Informationen zum Fest hier.
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Acht Inszenierungen junger Künstler*innen aus der Tschechischen Republik, aus Belgien, Ungarn, Großbritannien sowie aus Slowenien, Frankreich und Deutschland bilden das Programm von Fast Forward, dem „Europäischen Festival für junge Regie“, das vom 14. bis 17. November 2019 in Dresden (bei Semper zwei, im Labortheater der Hochschule für Bildende Künste (HfBK) Dresden) und im Europäischen Zentrum der Künste Hellerau stattfindet. Teil des Programms ist u.a. die Vergabe eines Jurypreises, der dafür sorgt, dass eine*r/s der acht Regisseur*innen oder Teams für eine neue Inszenierung an das Staatsschauspiel Dresden zurückkehrt. Ein weiterer Preis wird 2019 erstmals in Zusammenarbeit mit dem Kulturhauptstadtbüro Dresden 2025 an eine*n junge*n Theatermacher*in vergeben. Der Preis besteht aus einer Residenz in Dresden und, damit verbunden, einer Recherche zu europäischen Zukunftsfragen. Weitere Infos zum Festival und seinem Rahmenprogramm hier. |
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Welche konkreten Erfahrungen des Nicht-Zugangs, der Selektion und Diskriminierung werden im künstlerischen Alltag gemacht? Welche Auswirkungen hat dies auf Karriere und Persönlichkeit? Welche erfolgreichen Handlungsstrategien stehen dem gegenüber? Diese und weitere Fragen sind – unter dem Titel „Diversity Talks“ - Gegenstand eines Erfahrungsaustauschs über Exklusion am Kulturstandort Berlin-Pankow. Ulrike Düregger & Compagnie und der Verein Total Plural e.V. laden dazu für den 22. November 2019 namentlich „Künstler*innen mit Migrationsgeschichte, queere Künstler*innen, Kreative, die offen zu ihrer Religion stehen und Kulturschaffende einladen, die aufgrund des Elternhauses nicht den klassischen Karriereweg hingelegt haben.“ Die Veranstaltung findet im Haus der Demokratie und Menschenrechte statt und beginnt um 11 Uhr. Um Anmeldung wird gebeten. |
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„Neue Formen und Ästhetiken im Theater radikal weiterdenken und ermöglichen“ will nach eigenem Bekunden das AYŞE X Staatstheater, das zu seiner Gründung für den Zeitraum vom 21. bis 24. November 2019 in die Räumlichkeiten des Münchner HochX Theaters einlädt. Neben der Uraufführung von „Nur ihr wisst, ob wir es geschafft haben werden!“ (Regie: Emre Akal) ist zudem eine Matinee geplant, in der Konzept und Spielplan des neuen Staatstheaters vorgestellt werden. Der Name AYŞE X versteht sich „als eine Form der Ehrung“ der Münchner Filmschauspielerin Ayşe Çetin, die im Alter von zwölf Jahren nach Deutschland kam und als Schauspielerin u.a. in „Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende oder in Filmen des Regisseurs Alireza Golafshan mitwirkte. Das AYŞE X Staatstheater strebt „ein Theater an, in dem Inklusion, Gleichberechtigung und Diversität sowohl auf institutioneller wie auf kreativer Ebene an erster Stelle stehen.“ |
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