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Deutsches Zentrum des Internationalen Theaterinstituts

Prager Quadriennale

Foto: PQ

Bert Neumann in Prag geehrt - Preis für deutschen Beitrag zur 14. Prager Quadriennale

Vergeben wurden jetzt in Prag die Preise der Prager Quadriennale, der weltgrößten Ausstellung für Bühnen- und Performance-Design.

Mit dem Spezialpreis der Jury wurde der deutsche Beitrag ausgezeichnet. „Service / No Service“ ist eine Hommage an Bert Neumann, den 2015 verstorbenen Chefbühnenbildner der Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. Die Auszeichnung sei die „Würdigung eines radikalen Gestalters“, dessen Arbeit an der Schnittstelle zwischen Theater und Architektur an seinem Theater und weltweit prägende Spuren hinterlassen habe, heißt es in der Begründung internationalen Jury.
Kuratiert wurde der PQ-Beitrag, der Kernelemente von Bert Neumanns Arbeiten visualisiert, von Lenore Blievernicht und Christiane Kues aus dem Nachlass von Bert Neumann. Neumann selbst verband mit der tschechischen Metropole ein langjähriger Austausch, bereits 1991 war er an der Gruppenausstellung zur PQ beteiligt.

„In gewisser Weise ist Bert Neumann wieder hier und ich freue mich, dass die PQ ihm diesen Beitrag im Innen und Außenraum ermöglicht hat. Ich danke allen Sponsoren und allen Ermöglichern und Mitstreitern, die uns unterstützt haben.“  (Lenore Blievernicht-Neumann)

Zur Ausstellung erschien die gleichnamige Publikation Bert Neumann Service / No Service Vol.1, gestaltet von Leonard Neumann (LSD Berlin), mit Beiträgen von Jonathan Meese und René Pollesch.

“Die Bundesrepublik Deutschland gehörte 1967 zu den Initiatoren der PQ. Nach einer langen unklaren Finanzierungslage haben das Auswärtige Amt und das Goethe-Institut, die Beauftragte des Bundes für Kultur und Medien sowie die Senatsverwaltung für Kultur und Europa des Landes Berlin den deutschen Beitrag für die Prager Quadriennale gefördert. Diesem erstmals gemeinsamen Kraftakt beider Bundesinstitutionen und des Landes im Jubiläumsjahr des deutschen Mauerfalls gilt unser Dank ebenso wie dem Deutschen Bühnenverein für seine Unterstützung.” (Thomas Engel, Direktor des ITI Zentrums Deutschland)

Das ITI Zentrum Deutschland, das zusammen mit dem Bund der Szenografen den Beitrag auf den Weg gebracht hatte, übernahm wie schon 2007 und 2011, federführend die Produktion. Weiterer Projektpartner war die Hochschule für Bildende Künste Dresden. Hier entstand unter der Leitung von Prof. Kattrin Michel der deutsche Beitrag in der Studentensektion der PQ.

„Die Auszeichnung zeigt uns, dass die großen Anstrengungen durch das Auswärtige Amt und das Goethe-Institut, durch die Beauftragte des Bundes für Kultur und Medien und durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa des Landes Berlin und die Unterstützung des Deutschen Bühnenvereins richtig und notwendig waren. Und es lässt uns hoffen, dass sich die genannten Akteure durch den Preis darin bestätigt sehen, auch zukünftig eine Beteiligung Deutschlands bei der Prager Quadriennale zu ermöglichen.“ (Oliver Proske, Bund der Szenografen)

Die 14. Prager Quadriennale präsentiert noch bis zum 16. Juni 2019 die Ausstellungen von 70 Ländern mit über 800 internationalen Künstlern. Die Goldene Triga, die höchste PQ-Auszeichnung, ging dieses Jahr an Mazedonien.

Pressemeldung der PQ zur Auszeichnung: https://www.pq.cz/2019/06/12/prague-quadrennial-awards-2019/

Prager Quadriennale

Der deutsche Beitrag zur diesjährigen Prager Quadriennale, der weltweit größten Plattform für Szenografie, widmet sich Bert Neumann.

Vom 6.6.-16.6.2019 findet die 13. Prager Quadriennale (PQ) statt. Das ITI übernimmt dabei die Produktion des Deutschen Beitrags; eine Ausstellung der stilprägenden Arbeiten des Künstlers, Bühnen- und Kostümbildners Bert Neumann. Der deutsche Beitrag der Ausstellung, die sich auf den Außen- und Innenbereich der PQ aufteilt, wird am 5.6. mit einem Konzert der Band Goshawk inoffiziell eröffnet.  

Im Außenbereich der PQ werden die Zirkuswagen „Hate&Love“ ausgestellt, von Bert Neumann als ausgediente Zirkuswagen entdeckt und wiederhergerichtet, die in zahlreichen Vorstellungen der Produktion "Tal der fliegenden Messer" eingesetzt wurden. Die Wagen wurden zum Zwecke der PQ instandgesetzt und werden auf dem Ausstellungsgelände von den Kuratorinnen Lenore Blievernicht und Christiane Kues künstlerisch in Szene gesetzt.

Im Innenbereich der Ausstellung wird ein Zitat aus Arbeiten Bert Neumanns zu sehen sein. An einem Traversenkreis werden zwei bedruckte Stoffe gehangen, die sich über ein Motorsystem unabhängig von einander bewegen lassen. Hier können Besucher*innen der Ausstellung die Kernelemente von Bert Neumanns Arbeiten erleben: nichtstatische Theaterräume, die sich jederzeit wandeln lassen, erzeugt mit Materialien des Alltags, wie etwa rot-weiß gestreiften Markisenstoffen und Monoblock-Stühlen.

Im Rahmen der Ausstellung entsteht ein Katalog, der einen Überblick über die Arbeiten von Bert Neumann bietet, mit Texten von René Pollesch und Jonathan Meese. Der Katalog kann ab Anfang Juni über den untenstehenden Link erworben werden.

Das Internationale Theaterinstitut (ITI) ist Produzent des Projekts und kooperiert mit dem Bund der Szenografen und der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Die PQ findet seit 1967 alle vier Jahre statt und empfing in ihrer letzten Ausgabe 2015 über 180.000 Besucher*innen.

 

Anlässlisch der Ausstellung in Prag erscheint die limitierte Künstleredition Bert Neumann: Service/No Service mit einem Werkverzeichnis, Fotos, Skizzen und Entwürfen aus dem Nachlass. Herausgegeben von Lenore Blievernicht und Christiane Kues. Mit Texten von René Pollesch und Jonathan Meese. Deutsch/Englisch, 237 Seiten.

Bei Interesse an einem Erwerb der Künstleredition wenden Sie sich bitte an die Bert Neumann Association (BNA): office(at)bert-neumann-association.de

 

Gefördert durch das Auswärtige Amt/ Goethe Institut Prag, der Beauftragten des Bundes für Kultur und Medien und der Senatsverwaltung für Kultur und Europa des Landes Berlin. Mit freundlicher Unterstützung des Deutschen Bühnenvereins. Produziert vom ITI Zentrum Deutschland.

Katalogtext zur Prager Quadriennale

Service / No Service - Bert Neumann

In seiner letzten Arbeit in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz standen die Lettern NO SERVICE über einem Raum, der die Trennung von Bühne und Zuschauer vollständig aufhob. Bert Neumann hatte für die gesamte Spielzeit 2015-17 den Straßenraum ins Theater geholt, in dem er statt der Sitzreihen Asphalt auf eine ansteigende Schräge bis in das obere Foyer des Theaters gießen ließ. Dieser neu entstandene Raum, umgeben von schwarzglänzendem Niagara-Lametta, zeigt seine Arbeitsweise: Neumann verwandelte mobile, temporäre oder ganze Raumarchitekturen in offene Systeme, die gleichermaßen von Schauspielern, Regisseuren, Souffleusen, Kameraleuten, Ankleidern, Technikern und den Zuschauern belebt wurden. Im Innen - und zugleich Außenraum zu sein, forderte als räumliche Setzung die Routine des Theaterbetriebs immer wieder heraus. Durch das häufige Zitieren von alltäglichen Materialien aus populären Kulturen wie Lametta, Monoblockstuhl oder Markise suchte er einen ästhetischen Wiedererkennungswert: „Mich interessieren Materialen und Objekte, die einen bestimmten Eigenwert haben, die von sich aus eine Geschichte erzählen.“ *


Die Wagen Hate & Love erzählen eine lange Geschichte als Teil des Rummelplatzes, des öffentlichen Lebens. Ursprünglich als alte ausgediente Zirkuswagen gefunden, wurden sie in der Werkstatt der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz restauriert. Dabei gestaltete Bert Neumann die Wagen neu und nahm sie später für die Produktion „Tal der fliegenden Messer“ von René Pollesch mit auf die Reise der Ruhrtriologie. Sie waren Garderoben - und Maskenwagen, Teeküche, Schlafwagen und Bühne für Videoübertragung zugleich. 2018 konnten sie von der Bert Neumann Association (BNA) aufgenommen werden. Mit dem Nachlass zu arbeiten, bedeutet Zitate aus einem Repertoire konkreter Materialien und beweglicher Formate zu benutzen, die nicht nur die Arbeitsweise darstellen, sondern ihre diskursive Auseinandersetzung in Theorie und Praxis weiterführen sollen.

Durch das künstlerische Werk von Bert Neumann zieht sich seit den Nullerjahren z.B. Markisenstoff: oft rotweiß, manchmal auch schwarzweiß gestreift. So entstanden mit den hängenden Stoffen nichtstatische Theaterräume, die sich mit einfachen Mitteln schnell verwandeln ließen.Hinter Neumanns ästhetischen Entscheidungen lässt sich eine Haltung erkennen, die er auch als Grundverabredung für Zusammenarbeit verstanden hat, die die Souveränität des Einzelnen, also des Schauspielers, Regisseurs, Bühnenbildners, Künstlers usw. behauptet: man sollte nicht im Auftrag funktionieren, sondern im Selbstauftrag. **

*Bert Neumann in Wolfgang Kralicek, „Rummelplatz der Emotionen“, Falter 23/10, S.24

** aus Gesprächen mit Bert Neumann

 

Link zur Pressemeldung vom 18.03.2019

 

 

Instandsetzung der Zirkuswagen (Fotos: Martin Breine)

 (Zur größeren Ansicht, bitte auf Bild klicken.)

Pressefotos

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