Joachim Fiebachs theaterwissenschaftliche Karriere, die nunmehr mehr als ein halbes Jahrhundert kontinuierlich anhält, hat ihn als einen der vielseitigsten, produktivsten und wirkungsmächtigsten deutschsprachigen Theaterwissenschaftler ausgewiesen. Fern jeder akademischen Borniertheit hat er sich in seinen theaterhistorischen- und theatertheoretischen Untersuchungen immer wieder ins offene Feld kultureller Realitäten begeben. Mit seiner rigoros kulturgeschichtlich fundierten, theatrale Phänomene und Prozesse konsequent in ihren politischen Dimensionen begreifenden, die Borniertheit eurozentristischer Kurzsichtigkeit ablegenden Haltung, ausgestattet mit profunder Kenntnis theatertheoretischer Diskurse eines halben Jahrhunderts, hat er Generationen von Studierenden ausgebildet, Mitstreiter und Mitstreiterinnen inspiriert und begleitet.
Frühzeitig hat er in der Auseinandersetzung mit historischen als auch aktuellen Theaterprozessen immer wieder richtungweisende Arbeitsfelder entdeckt und für die Diskussion eröffnet, von den plebejischen Traditionen der europäischen Theatergeschichte über die klassischen Avantgarden des 20. Jahrhunderts, die alternativen Theaterbewegungen des letzten Jahrhunderts in Ost und West bis hin zu den Phänomenen von Alltagskultur und Unterhaltung, den außereuropäischen Entwicklungslinien, vor allem in Afrika, und nicht zuletzt die kulturelle Allmacht der Medienentwicklung in den letzten Jahrzehnten